Waldameisen – Nützlinge in der Forstwirtschaft

Waldameisen sind kleine, flügellose Insekten und gehören dem Familienbund der Formicinae (Schuppenameisen) an. Im Gegensatz zur Schwarzen Gartenameise mit ihrem zierlichen Körperbau verfügen diese Waldbewohner über einen deutlich stärker ausgeprägten Körperbau.

Waldameisen

Waldameisen – von Aconcagua (Eigenes Werk) [GFDL oder CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

 

Ihre Hauptaufgabe besteht in der Beseitigung von Waldschädlingen und abgestorbenen Insekten, stehen aber gleichzeitig auch auf der Speisekarte von anderen Tierarten und gelten als wichtiger Nahrungslieferant für diverse Vogelarten und anderen Kleintieren.

Während auf der ganzen Welt nahezu 300 Arten registriert wurden, beschränkt sich die Artenvielfalt in Deutschland auf 23 Varianten in insgesamt vier Gruppen:

  1. Coptoformica, die Echten Waldameisen
  2. Serviformica, die Sklavenameisen
  3. Coptoformica, die Kerbameisen
  4. Raptiformica, die Raubameisen

 

Generell bestechen alle Unterarten durch ihre für Ameisen große und kräftige Anatomie. Einfache Arbeiterinnen erlangen eine Körperlänge von über einem Zentimeter. Zusätzlich besitzen sie zwei prominente Farbtöne, die auch gut mit dem bloßen Auge zu erkennen sind.

 

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Während beim Kopf und an Teilen des Hinterleibes ein dunkles Braun vorherrscht, wird der restliche Körper der Waldameisen von einem rötlichen Ton dominiert. Eine Ausnahme bilden die Sklavenameisen, die oftmals durch einen monotone, dunkle Farbgebung eher unauffällig erscheinen.

Eine weitere Gemeinsamkeit der Waldameisen ist deren markante Einkerbung zwischen der Mittel- und Hinterbrust. Alle Arten verfügen über kräftige Beißzangen zur Zerlegung ihrer Beute.

Bei einem Angriff injizieren sie ihrem Opfer Ameisensäure, die einen brennenden Reiz an der Eintrittsstelle auslöst und eine effektive Waffe in körperlichen Auseinandersetzungen darstellt.

 

Die Fortpflanzung bei der Waldameise

Das Leben von Waldameisen ist in einer festen, sozialen Rangordnung festgelegt. Die Tiere verbringen ihr Leben komplett im Dienste des Staates unter strenger Arbeitsteilung. In einem Bau, auch Kolonie genannt, wächst unter angemessen temperierter Umgebung die nächste Generation heran.

Verantwortlich für die Eierproduktion ist die Königin des Staates. Männliche Vertreter der Waldameisen erfüllen ihr Dasein ausschließlich mit der Befruchtung der Ameisenkönigin und sterben im Anschluss nach der Paarung. Nach erfolgreichem Hochzeitsflug gründet die mit Samenvorräten ausgestattete Anführerin eine Kolonie und stößt ihre nun überflüssigen Flügel ab. Die Ausbreitung vieler Ameisenarten erfolgt dabei auf sozialparasitäre Art.

Bis auf die Sklavenameise selbst bedienen sich andere Arten bevorzugt eines bereits bestehenden Baus der Sklavenameisen, töten oder unterwerfen die darin befindliche Herrscherin und wandeln den Staat in ihr neues Zuhause um. Alternativ legt die Königin selbst das Fundament und beginnt mit dem Bau eines neuen Unterschlupfs in dem unter optimalen Bedingungen bis zu zwei Millionen Waldameisen Platz finden können.

Nach der Eiablage übernimmt der weibliche Hofstaat Pflege und Fütterung der schlüpfenden Waldameisenlarven. Regelmäßige Säuberungen schützen diese vor Infektionen und Pilzbefall. Die Lebensdauer einer Kolonie steht direkt mit dem Überleben der Königin in Zusammenhang.

Deren Lebenserwartung beträgt ungefähr zwischen 15 bis 25 Jahren. Um den Erhalt der Spezies zu gewährleisten, bilden Jungköniginnen einiger Unterarten mit einer Gefolgschaft aus Arbeiterinnen benachbarte Kolonien, von denen per Ameisenstraßen Verbindung zur Mutterkolonie der Waldameisen gehalten wird.




Waldameisen und die Ernährung

waldameisen formica rufa

Allgemein sind die Waldameisen in erster Linie Allesfresser und kennen keine bevorzugte Beute. Einzig und allein der Honigtau, ein Sekret der Blattlaus, dient immer wieder als beliebte Nahrungsquelle der einfachen Arbeiterklasse und deckt beachtliche 60 % des Energiebedarfs.

Protein beziehen die Waldameisen von verstorbenen Insekten, die sie bei Bedarf auch in Gruppen jagen. Das wertvolle Eiweiß dient primär der Königin und somit auch zur Stärkung des Nachwuchses. Als Alternative stehen auch diverse Säfte von Bäumen und Pflanzen auf dem Speiseplan.

Diese Art der Nahrung bildet aber gemeinsam mit Pilzen und Aas das Schlusslicht (ca. 5 %) der Rangliste. Der enorme Hunger nach Zucker lockt manche Waldameise zudem gelegentlich in die Nähe des Menschen und seinen Essensresten.

Die unscheinbaren Waldbewohner vertilgen im Jahr andere Insekten im fünfstelligen Bereich und halten so das Ökosystem des Waldes im Gleichgewicht. Allerdings halten die Waldameisen ihre Landesgrenzen penibel ein. Lediglich in einem Umkreis von 20 bis 50 m des Baus wählen Jäger potentielle Beute aus.

  • Honigtau (60 % des Energiebedarfs)
  • Insektenjagd (35 % des Energiebedarfs)
  • Aas, Baumsaft, Pilze (5 % des Energiebedarfs)

 

Waldameisen als unwillkommener Gast und bedrohte Tierart

Obwohl der Lebensraum der Waldameisen hauptsächlich in Waldgebieten liegt, finden gelegentlich an nahegelegenen Dörfern auch Gründungen von Kolonien statt. Allein durch ihr Äußere Erscheinung ist diese Ameise sofort von der gewöhnlichen Gartenameise zu unterscheiden.

Einzelne Ameisen im Haus können einfach mit Hilfe eines Fegers oder Glases beseitigt werden. Die Insekten einige Momente unter Beobachtung zu stellen, liefert meist wichtige Hinweise über ihren Zugang in den Hausbereich. Herrscht jedoch bereits reger Betrieb auf einer festgelegten Ameisenstraße, sind stärkere Gegenmaßnahmen vonnöten.

Aufgrund des Orientierungssinnes, der auf der Nutzung körpereigener Duftmarker basiert, finden Waldameisen zuverlässig ihre Routen. Ein überdeckender Duftstoff aus Eukalyptus oder ätherischen Ölen stört die Wegfindung und stiftet Verwirrung. Weitere Hausmittel gegen Ameisen >>.

Der Ausschluss aus den eigenen vier Wänden gelingt mit Hilfe dieses Tricks deutlich besser. Klebeband dichtet zudem die Eintrittspforte zuverlässig ab und verhindert das Eindringen von Nachkömmlingen. Die Vernichtung einer ganzen Kolonie Waldameisen unterliegt jedoch einem gesetzlichen Verbot.

Viele Arten der Waldameisen verfügen über alarmierend geringe Bestände. Daher stehen die Insekten aus dieser Untergruppe unter besonderem Schutz. Zerstörung, Entfernung oder der Handel mit Nestern sind damit untersagt. Ursache für den Artenrückgang sind vor allem in der Landwirtschaft und Umweltverschmutzung zu suchen. Übersäuerung des Waldbodens und der starke Einsatz von Pestiziden setzt die Überlebenschance der Kolonien drastisch herab.