Blattschneiderameisen: Pilzzüchter & Organisationstalente
Zu den Blattschneiderameisen (Atta Cephalotes) zählen mehr als 40 verschiedene Ameisenarten. Die kleinen Tiere sind wahre Überlebenskünstler und bringen Forscher und Laien gleichermaßen zum Stauen. Der folgende Beitrag gewährt einen Einblick in das Leben dieser faszinierenden Insekten.
Die Blattschneiderameisen und ihr Lebensraum
Die Blattschneiderameisen gehören zur Familie der Knotenameisen. Andere Vertreter dieser Insektenfamilie sind zum Beispiel die Feuerameise sowie die Pharaoameisen.
Ihr natürlicher Lebensraum sind die tropischen bis subtropischen Gebiete Amerikas – zwischen Louisiana in den Vereinigten Staaten und Patagonien im Süden Argentiniens. Ein Beispiel für europäische Ameisen sind die Waldameisen, die zur Familie der Schuppenameisen zählen (Quelle: Wikipedia).
Der Ameisenstaat – ein hochkomplexes System
Die Ameisen leben in einem Ameisenstaat zusammen, der etwa drei Millionen Tiere umfasst. Die Mitglieder gehören verschiedenen Kasten an. So gibt es zum Beispiel Arbeiterinnen und Ammen.
Die Ameisenkönigin ist alleine für den Nachwuchs zuständig. Im Laufe ihres Lebens legt sie bis zu 150 Millionen Eier. Sie erreicht ein stolzes Alter von etwa 25 Jahren.
Der Staat besteht überwiegend aus weiblichen Tieren. Die Männchen besitzen Flügel und werden nur zur Begattung einer jungen Königin gezeugt, dem sogenannten Hochzeitsflug.
Bei der Fortpflanzung gibt es eine Besonderheit: Die Königin entscheidet, ob in dem Ei eine weitere Königin oder eine unfruchtbare Arbeiterin heranwächst. Wie sie diese Entscheidung fällt, ist bisher nicht bekannt.
Die renommierten Biologen Bert Holldöbler und Edward Wilson bezeichnen den Ameisenstaat als „perfekten Superorganismus“. Sie vertreten die Ansicht, dass der Ameisenbau zu den sieben Weltwundern des Tierreichs gehört, denn eine Ameisenbehausung kann 50 Quadratmeter groß sein. (vgl. Die Welt)
Die Ernährungsweise der Blattschneiderameise
Ameisen sind ursprünglich Räuber und keine Pflanzenfresser. Im Laufe ihrer Entwicklung haben sie sich weitere Nahrungsquellen erschlossen.
Dabei handelt es sich häufig um Pflanzennektar, den sie – wie andere Insekten auch – aus dem Blütenkelch gewinnen. Eine weitere Nahrungsquelle fanden die Ameisen in den zuckerreichen Ausscheidungen anderer Insekten, wie etwa der Schnabelkerfe oder der Blattlaus.
Der Mensch macht es der Ameise nach, indem er den sogenannten Honigtau in Form von Waldhonig verwendet.
Blattschneiderameisen beißen kleine Teile von Blättern ab. Sie fressen diese jedoch nicht, sondern transportieren die Blattstücke in ihren Bau. Dabei tragen sie Lasten, die teilweise das zehnfache ihres eigenen Körpergewichts wiegen.
Die Pflanzenfasern nutzen sie als Brutstätte für einen schwammartigen Pilz. In den Nestern befinden sich ganze Pilzgärten, die die Blattschneiderameisen umsorgen, wie ein Gärtner seine Pflanzen.
Ohne diese Pflege würde der Pilz nämlich schnell von einem anderen Pilz befallen und würde absterben.
Feinde der Blattschneiderameisen
Die fleißigen Tiere stehen auf dem Speiseplan von Ameisenbären, Vögeln und Eidechsen. Auch der Mensch bedroht die Ameisen, wenn sie sich auf landwirtschaftlichen Nutzflächen oder Privatgrundstücken ausbreiten.
Häufig wird versucht, die Tiere mit chemischen Mitteln zu vertreiben, anstatt umweltverträgliche Methoden einzusetzen.
Probleme durch Blattschneiderameisen
Ein Staat der Blattschneiderameisen kann aufgrund seiner Größe eine ernstzunehmende Gefahr für die Landwirte werden. Die Arbeiterinnen einer Kolonie schaffen es, an einem Tag so viele Grünpflanzen zu schneiden, wie eine Kuh in der gleichen Zeit vertilgt.
Die Schäden, die Blattschneiderameisen den Nutzpflanzen zufügen ist daher beträchtlich. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Zitruspflanzen, Getreide, Obst oder Kokospalmen handelt.
Auch Graslandschaften sind vor ihnen nicht sicher. Es hat sich gezeigt, dass Rinder die Weideplätze meiden, auf denen auch die Blattschneiderameisen aktiv sind.
Blattschneiderameisen geben den Wissenschaftlern noch viele Rätsel auf. Dieser Überblick zeigt eindeutig, dass es sich lohnt, den Lebensraum dieser Tiere zu schützen und sie näher kennenzulernen. Blattschneiderameisen verfügen über zahlreiche Fähigkeiten, die ihnen der Mensch nicht zugetraut hätte.